Wichtige Ringe#
Wenn wir Matrizen, Vektoren oder Polynome definieren ist es manchmal nützlich, und manchmal notwendig, den „Ring“ anzugeben, über dem diese definiert sind. Ein Ring ist ein mathematisches Objekt, für das es die wohldefinierten Operationen Addition und Multiplikation gibt; Falls Sie davon noch nie gehört haben, brauchen Sie wahrscheinlich nur die folgenden vier häufig verwendeten Ringe zu kennen.
die ganzen Zahlen \(\{..., -1, 0, 1, 2, ...\}\), welche
ZZ
in Sage genannt werden.die rationalen Zahlen – d.h Brüche oder Quotienten von ganzen Zahlen, welche
QQ
in Sage genannt werden.die reellen Zahlen, welche
RR
in Sage genannt werden.die komplexen Zahlen, welche
CC
in Sage genannt werden.
Sie müssen diese Unterschiede kennen, da das gleiche Polynom zum Beispiel, unterschiedlich, abhängig von dem Ring über dem es definiert ist, behandelt werden kann. Zum Beispiel hat das Polynom \(x^2-2\) die beiden Nullstellen \(\pm \sqrt{2}\). Diese Nullstellen sind nicht rational, wenn Sie also mit Polynomen über rationalen Koeffizienten arbeiten, lässt sich das Polynom nicht faktorisieren. Mit reellen Koeffizienten lässt es sich faktorisieren. Deshalb müssen Sie den Ring angeben, um sicher zu gehen, dass Sie die Information erhalten, die Sie erwarten. Die folgenden beiden Befehle definieren jeweils die Mengen der Polynome mit rationalen und reellen Koeffizienten. Diese Mengen werden „ratpoly“ und „realpoly“ genannt, aber das ist hier nicht wichtig; beachten Sie jedoch, dass die Strings „.<t>“ und „.<z>“ die Variablen benennen, die in beiden Fällen benutzt werden.
sage: ratpoly.<t> = PolynomialRing(QQ)
sage: realpoly.<z> = PolynomialRing(RR)
>>> from sage.all import *
>>> ratpoly = PolynomialRing(QQ, names=('t',)); (t,) = ratpoly._first_ngens(1)
>>> realpoly = PolynomialRing(RR, names=('z',)); (z,) = realpoly._first_ngens(1)
Jetzt verdeutlichen wir die Behauptung über das Faktorisieren von \(x^2-2\):
sage: factor(t^2-2)
t^2 - 2
sage: factor(z^2-2)
(z - 1.41421356237310) * (z + 1.41421356237310)
>>> from sage.all import *
>>> factor(t**Integer(2)-Integer(2))
t^2 - 2
>>> factor(z**Integer(2)-Integer(2))
(z - 1.41421356237310) * (z + 1.41421356237310)
Ähnliche Kommentare treffen auf Matrizen zu: Die zeilenreduzierte Form eine Matrix kann vom Ring abhängen, über dem sie definiert ist, genauso wie ihre Eigenwerte und Eigenvektoren. Um mehr über das Konstruieren von Polynomen zu erfahren, lesen Sie Polynome, und für mehr über Matrizen, lesen Sie Lineare Algebra.
Das Symbol I
steht für die Quadratwurzel von \(-1\); i
ist
ein Synonym für I
. Natürlich ist dies keine rationale Zahl:
sage: i # Wurzel von -1
I
sage: i in QQ
False
>>> from sage.all import *
>>> i # Wurzel von -1
I
>>> i in QQ
False
Beachten Sie: Der obige Code kann möglicherweise nicht wie erwartet
funktionieren. Zum Beispiel wenn der Variablen i
ein
unterschiedlicher Wert, etwa wenn diese als Schleifenvariable
verwendet wurde, zugewiesen wurde. Falls dies der Fall ist, tippen Sie
sage: reset('i')
>>> from sage.all import *
>>> reset('i')
um den ursprünglichen komplexen Wert der Variable i
zu erhalten.
Es ist noch eine Feinheit beim Definieren von komplexen Zahlen zu
beachten: Wie oben erwähnt wurde, stellt das Symbol i
eine
Quadratwurzel von \(-1\) dar, es ist jedoch eine formale Quadratwurzel
von \(-1\), jedoch eine algebraische Zahl. Das Aufrufen von CC(i)
oder CC.0
oder CC.gen(0)
, gibt die komplexe Quadratwurzel
von \(-1\) zurück.
sage: i = CC(i) # komplexe Gleitkommazahl
sage: i == CC.0
True
sage: a, b = 4/3, 2/3
sage: z = a + b*i
sage: z
1.33333333333333 + 0.666666666666667*I
sage: z.imag() # Imaginärteil
0.666666666666667
sage: z.real() == a # automatische Umwandlung vor dem Vergleich
True
sage: a + b
2
sage: 2*b == a
True
sage: parent(2/3)
Rational Field
sage: parent(4/2)
Rational Field
sage: 2/3 + 0.1 # automatische Umwandlung vor der Addition
0.766666666666667
sage: 0.1 + 2/3 # Umwandlungsregeln sind symmetrisch in Sage
0.766666666666667
>>> from sage.all import *
>>> i = CC(i) # komplexe Gleitkommazahl
>>> i == CC.gen(0)
True
>>> a, b = Integer(4)/Integer(3), Integer(2)/Integer(3)
>>> z = a + b*i
>>> z
1.33333333333333 + 0.666666666666667*I
>>> z.imag() # Imaginärteil
0.666666666666667
>>> z.real() == a # automatische Umwandlung vor dem Vergleich
True
>>> a + b
2
>>> Integer(2)*b == a
True
>>> parent(Integer(2)/Integer(3))
Rational Field
>>> parent(Integer(4)/Integer(2))
Rational Field
>>> Integer(2)/Integer(3) + RealNumber('0.1') # automatische Umwandlung vor der Addition
0.766666666666667
>>> RealNumber('0.1') + Integer(2)/Integer(3) # Umwandlungsregeln sind symmetrisch in Sage
0.766666666666667
Hier sind weitere Beispiele von Ringen in Sage. Wie oben angemerkt,
kann auf den Ring der rationalen Zahlen mit QQ
zugegriffen werden,
ebenso wie mit RationalField()
(ein Körper (engl. field) ist
ein Ring in dem die Multiplikation kommutativ ist, und in dem jedes von
Null verschiedene Element in dem Ring einen Kehrwehrt besitzt. Die
rationalen Zahlen bilden also auch einen Körper, die ganzen Zahlen
jedoch nicht):
sage: RationalField()
Rational Field
sage: QQ
Rational Field
sage: 1/2 in QQ
True
>>> from sage.all import *
>>> RationalField()
Rational Field
>>> QQ
Rational Field
>>> Integer(1)/Integer(2) in QQ
True
Die Dezimalzahl 1.2
wird als rationale Zahl in QQ
gesehen:
Dezimalzahlen, die auch rational sind, können in rationale Zahlen
„umgewandelt“ (engl. „coerced“) werden. Die Zahlen \(\pi\) und \(\sqrt{2}\)
sind jedoch nicht rational:
sage: 1.2 in QQ
True
sage: pi in QQ
False
sage: pi in RR
True
sage: sqrt(2) in QQ
False
sage: sqrt(2) in CC
True
>>> from sage.all import *
>>> RealNumber('1.2') in QQ
True
>>> pi in QQ
False
>>> pi in RR
True
>>> sqrt(Integer(2)) in QQ
False
>>> sqrt(Integer(2)) in CC
True
Für die Verwendung in der höheren Mathematik kennt Sage noch weitere Ringe, wie z.B. endliche Körper, \(p\)-adische Zahlen, den Ring der algebraischen Zahlen, Polynomringe und Matrizenringe. Hier sind Konstruktionen einiger von ihnen:
sage: GF(3)
Finite Field of size 3
sage: GF(27, 'a') # Sie müssen den Names des Generators angeben \
....: # wenn es sich um keinen Primkörper handelt
Finite Field in a of size 3^3
sage: Zp(5)
5-adic Ring with capped relative precision 20
sage: sqrt(3) in QQbar # algebraischer Abschluss von QQ
True
>>> from sage.all import *
>>> GF(Integer(3))
Finite Field of size 3
>>> GF(Integer(27), 'a') # Sie müssen den Names des Generators angeben \
... # wenn es sich um keinen Primkörper handelt
Finite Field in a of size 3^3
>>> Zp(Integer(5))
5-adic Ring with capped relative precision 20
>>> sqrt(Integer(3)) in QQbar # algebraischer Abschluss von QQ
True